Während der Verhandlungen kann auf verschiedene Machttaktiken (Wunderer, 2011)
zurückgegriffen werden:
- Informationskontrolle
- Kontrolle von Verfahren, Regeln und Normen
- Beziehungspflege
- Selbstdarstellung
- Situationskontrolle
- Handlungsdruck
- Timing
Sie bestimmen, welche Informationen Sie wann und in welcher Form weitergeben werden. Bei der Gegenseite
sollten Sie auf verzerrte bzw. falsche Informationen achten (Informationskontrolle).
Durch die Kontrolle von Verfahren, Regeln und Normen nehmen Sie eine dominante Position in
Verhandlungen ein. Wenn Sie nicht selbst die Oberhand haben, können Sie zumindest auf eine ausgeglichene
Aufteilung der Rahmenbedingungen bestehen.
Beziehungspflege bedeutet, dass Sie bestehende Beziehungen bewusst nutzen. Bei einer
Unternehmensspaltung z.B. können durch gute Beziehungen zu den Mitarbeitern wesentliche Informationen
gewonnen werden. Auch der Kontakt zu externen Experten und Verweis auf diese steigert die eigene
Machtposition.
Selbstdarstellung (Impression Management) hat insbesondere auf das Ansehen Auswirkung.
Wird man selbst als seriös und professionell wahrgenommen? Lassen Sie sich auch von der Gegenseite nicht
täuschen. Insbesondere bei Menschen, welche zur Verträglichkeit (Hilfsbereitschaft) neigen, kann
Selbstdarstellung Wirkung entfalten.
Situationskontrolle kann in Zusammenhang mit Verhandlungen durch die Auswahl der Lokalität
für die Verhandlungen gesehen werden, umfasst aber mehr. Im Grunde geht es um die Frage:“Wer gibt wem was
vor?“ Dies kann selbst die Organisation von Wasserflaschen oder eines Taxis umfassen.
Handlungsdruck kann durch z.B. künstliche Verknappung hervorgerufen werden. Sie können ein
Angebot in den Verhandlungen willkürlich zeitlich begrenzen, oder auch auf andere mögliche Vertragspartner
verweisen.
Timing bedeutet, dass Sie oder auch die Gegenseite versucht, Zeitpunkte für ihren
jeweiligen Vorteil zu nutzen.
Eine andere sich teilweise überschneidende Typologie zu Einflussstrategien im Sinne von "Regeln" ist von Cialdini (2006) verfasst worden:
- Regel der Gegenseitigkeit
- Regel der Verknappung
- Regel der Autorität
- Regel der Sympathie
- Regel des Herdentriebs
- Regel der Konsistenz
Die Regel der Gegenseitigkeit besagt, dass bei Geschenken und Gefälligkeiten, selbst bei
unfreiwilligen, ein inneres Bedürfnis entsteht, diese zu erwidern. Ihr Verhandlungspartner gibt in einem für
Sie unwesentlichen Punkt nach, drängt Sie aber zu einem Nachgeben in einem wesentlich wichtigeren Aspekt.
Die Regel der Verknappung besagt, dass wir (scheinbar) knappen Gütern einen hohen Wert
zumessen. Verknappung kann auch künstlich erzeugt werden, wie z.B. bei zeitlich begrenzten Angeboten. Auch
der Verweis auf andere Verhandlungspartner erzeugt diesen psychologischen Effekt.
Menschen neigen dazu Personen mit einem autoritären Erscheinungsbild wie z.B. einer Person
in Uniform, höher zu achten und eher Anweisungen von dieser anzunehmen. Der Verweis auf Wertgutachten und
seriösen Institutionen wie z.B. die Weltbank, nationale Statistikämter etc. ist daher wichtig.
Sympathie erzeugt unbewusst den Wunsch der Person gefallen zu wollen und entsprechend zu
handeln. Seien Sie sich bewusst, dass nicht jedes freundliche Auftreten der Gegenseite von Herzen kommt und
geben Sie nicht unnötig in Verhandlungen nach.
Herdentrieb ist ein psychologischer Effekt. Insbesondere bei Unsicherheit neigen wir dazu
uns an anderen zu orientieren. Der Verweis für die Unternehmenswertermittlung auf bekannte, aber theoretisch
nicht fundierte Unternehmensbewertungsverfahren, wie z.B. EBITA-Multiples, sei beispielhaft aufgeführt.
Die Regel der Konsistenz besagt, dass wir Vorentscheidungen nicht gerne revidieren.
Oftmals werden bei Verhandlungen unwesentliche und unkritische Aspekte diskutiert. Je mehr Zeit und Kraft
man investiert hat, desto schwerer ist es für uns, ungünstige Verhandlungen abzubrechen.